Das Verständnis von Scope-3-Emissionen ist heute keine freiwillige Entscheidung mehr – es ist eine gesetzliche Verpflichtung. Im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) müssen Unternehmen indirekte Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfassen. Das bedeutet nicht nur die internen Aktivitäten, sondern auch die Auswirkungen entlang der Lieferkette, sowohl upstream als auch downstream. Scope-3-Emissionen sind komplex, datenintensiv und entscheidend für eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Dieser Artikel erläutert, was die CSRD konkret für Scope-3-Emissionen bedeutet – und wie Unternehmen den Compliance-Druck in einen strategischen Vorteil umwandeln können.
Inhaltsverzeichnis
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) setzt neue Maßstäbe für Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU. Sie ersetzt und erweitert die frühere Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und bewegt sich von allgemeinen narrativen Berichten hin zu detaillierten, standardisierten Kennzahlen in den Bereichen Umwelt, soziale und Unternehmensführung (ESG).
Im Kern verlangt die CSRD von Unternehmen, klimabezogene Auswirkungen über Scope 1, 2 und 3-Emissionen zu berichten – einschließlich indirekter Emissionen entlang der Lieferkette (Scope 3). Dies markiert den Übergang von freiwilligem Carbon Tracking zu einer verpflichtenden, prüfungsbereiten Berichterstattung. Die Verordnung basiert auf den European Sustainability Reporting Standards (ESRS), die einen einheitlichen Rahmen zur Strukturierung und Validierung von Offenlegungen in verschiedenen Branchen bieten.
Nach dem im Februar 2025 veröffentlichten Simplification Omnibus Proposal der Europäischen Kommission fallen Unternehmen unter die CSRD, wenn sie mindestens zwei der folgenden drei Schwellenwerte erfüllen:
Diese Anpassungen erhöhen die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung erheblich und betreffen insbesondere mittelständische Unternehmen und EU-Tochtergesellschaften.
Während die CSRD nach wie vor geltendes EU-Recht ist, hat der Omnibus-Vorschlag einige Berichtspflichten verschoben und gestaffelt, um den administrativen Aufwand zu reduzieren und eine bessere Vorbereitung zu ermöglichen. Die überarbeitete Zeitlinie sieht nun wie folgt aus:
Sektorenspezifische Standards wurden aufgeschoben, und für bestimmte grenzüberschreitende oder Nicht-EU-Unternehmen wurde eine vereinfachte Berichterstattung eingeführt. Die Scope-3-Berichterstattung bleibt jedoch für alle Unternehmen verpflichtend, bei denen diese Emissionen wesentliche Auswirkungen haben – unabhängig vom Sektor oder Standort.
Scope 3 bezieht sich auf alle indirekten Treibhausgas- (THG) Emissionen, die außerhalb der direkten Kontrolle eines Unternehmens auftreten – aber innerhalb seiner Wertschöpfungskette. Das Greenhouse Gas Protocol, das der Berichterstattungslogik der CSRD zugrunde liegt, definiert 15 Scope-3-Kategorien entlang der upstream- und downstream-Aktivitäten.
Upstream Beispiele | Downstream Beispiele |
Eingekaufte Waren und Dienstleistungen | Nutzung von Produkten und Energieverbrauch |
Investitionsgüter und eingehende Logistik | Vertrieb und Franchises |
Geschäftsreisen und Abfälle aus dem Betrieb | End-of-life und Entsorgung |
Scope 3 umfasst oft die größten Emissionsquellen – insbesondere in Sektoren wie Fertigung, Automobilindustrie oder Konsumgüter. Während Scope 1 und 2-Emissionen leichter quantifizierbar sind, erfordert die CSRD Scope-3-Berichterstattung Daten von Lieferanten, Kunden und Recyclern. Dadurch wird Scope 3 sowohl zum materialsten als auch zum schwierigsten Element der Unternehmens--CO2-Bilanzierung unter der CSRD.
Ein klares Verständnis dieser Kategorien ist entscheidend – nicht nur für die Compliance, sondern auch für die Identifizierung von Emissions-Hotspots, Lieferkettenrisiken und Reduktionsmöglichkeiten.
Automatisieren Sie die Datenerfassung, verbessern Sie die Datenqualität und erstellen Sie prüfbereite CSRD-Berichte mit einer integrierten Plattform für Corporate- und Produkt-CO2-Bilanzierung.
Im Rahmen der CSRD wird die Scope-3-Berichterstattung von einer freiwilligen Best Practice zu einer verbindlichen Verpflichtung. Unternehmen müssen alle relevanten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette offenlegen, wobei das Greenhouse Gas Protocol als methodische Grundlage dient und mit dem ESRS-Rahmenwerk der CSRD – insbesondere ESRS E1 Klimawandel – in Einklang stehen muss.
Zu den Kernanforderungen gehören:
Diese Offenlegungen müssen prüfbereit sein und nach den Prinzipien der doppelten Wesentlichkeit strukturiert werden – sie müssen nicht nur aufzeigen, wie das Klima das Unternehmen beeinflusst, sondern auch, wie das Unternehmen zum Klimawandel beiträgt.
Im Hinblick auf die CSRD Scope 3-Compliance sind technische Berechnungsmethoden nur ein Teil der Gleichung. Die wahre Herausforderung besteht darin, diese Methoden in den fragmentierten, globalen Wertschöpfungsketten operational umzusetzen.
Kritische Punkte umfassen:
Selbst große Unternehmen kämpfen damit, konsistente upstream-Daten zu sammeln, insbesondere wenn sie mit KMUs oder Nicht-EU-Lieferanten zusammenarbeiten. Und sobald die Daten gesammelt sind, ist die Validierung und Konsolidierung dieser Informationen zu einer einheitlichen, CSRD-konformen Scope-3-Bilanz eine große betriebliche Aufgabe.
Regulierungsbehörden erwarten Transparenz in Bezug auf Datenbeschränkungen – jedoch keine Ausreden. Unternehmen müssen aufzeigen, wie sie mit Datenlücken umgehen, Partner einbinden und sich Jahr für Jahr verbessern.
Die Vorbereitung auf die CSRD-konforme Scope-3-Berichterstattung sollte mit einer strukturierten Bereitschafts-Roadmap beginnen. Stückwerkansätze werden nicht skalierbar sein – Unternehmen benötigen Systeme, die mit den regulatorischen Anforderungen wachsen können.
Schritte, um von der Theorie zur Praxis zu gelangen:
Clever Unternehmen kombinieren digitale Infrastruktur mit Governance – indem sie interne Rollen zuweisen, Meilensteine setzen und in Schulungen investieren. So wird Compliance nicht nur eine Pflicht, sondern ein Treiber für betriebliche Resilienz und Transparenz.
Die IPOINT Carbon Footprint Software ermöglicht es Unternehmen, sowohl Product Carbon Footprints (PCF) als auch Corporate Carbon Footprints (CCF) gemäß internationaler Standards wie ISO 14064, ISO 14067, PAS 2050 und dem GHG-Protokoll zu berechnen. Dieses Tool hilft dabei, Emissions-Hotspots zu identifizieren und unterstützt die Entwicklung von effektiven Reduktionsstrategien.
Mit der LCA-Software von IPOINT können Unternehmen umfassende Analysen der Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts hinweg durchführen. Dieser Ansatz stellt sicher, dass Nachhaltigkeitsbemühungen nicht nur auf direkte Emissionen fokussiert sind, sondern die gesamte Wertschöpfungskette abdecken.
Die Lösungen von IPOINT verbessern die Lieferkettentransparenz, indem sie die Datenerhebung und Analyse von Lieferantendaten erleichtern. Diese Fähigkeit ist entscheidend für das Verständnis und das Management von Scope-3-Emissionen, da sie Einblicke in upstream- und downstream-Aktivitäten bietet.