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Konfliktmineralien (3TG) – Erklärung, Definition & Compliance

Geschrieben von Jan Horst Schnakenberg | 08/27/2025

Konfliktmineralien – Zinn, Wolfram, Tantal und Gold (3TG) – sind unverzichtbare Rohstoffe in unzähligen modernen Produkten, von Smartphones über Autos bis hin zu medizinischen Geräten. Doch ihr Abbau findet oft in Konflikt- und Hochrisikogebieten statt, wo der Handel mit diesen Mineralen bewaffnete Gruppen finanzieren und zu schweren Menschenrechtsverletzungen beitragen kann.

Steigende regulatorische Anforderungen und wachsende Erwartungen an Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG) rückt die Conflict Minerals Compliance erneut in den Fokus. Für Unternehmen in der Fertigungsindustrie ist Compliance längst nicht mehr nur eine gesetzliche Pflicht – sie ist ein zentraler Baustein für ethische Beschaffung und transparente Lieferketten.

In diesem Artikel erfahren Sie, was Konfliktmineralien sind, warum sie für Unternehmen relevant sind und wie regulatorische Vorgaben die Art und Weise verändern, wie 3TG in der Lieferkette beschafft und gemeldet werden. 

Was sind Konfliktmineralien und wie werden sie in Produkten eingesetzt

Konfliktmineralien bezeichnen vier zentrale Rohstoffe – Zinn, Wolfram, Tantal und Gold – die zusammen als 3TG bekannt sind. Nach US-amerikanischen Regelungen gilt der Begriff für 3TG, die für die Funktion oder Herstellung eines Produkts notwendig sind. Weltweit – etwa in Responsible-Sourcing-Initiativen und in der EU-Konfliktmineralien-Verordnung – wird der Anwendungsbereich weiter gefasst und umfasst 3TG aus allen Konflikt- und Hochrisikogebieten (CAHRA), nicht nur aus der Demokratischen Republik Kongo und den angrenzenden Ländern.

Diese Mineralien sind aufgrund ihrer einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften in der Fertigung unverzichtbar. In CAHRAs hat der Abbau jedoch historisch gesehen bewaffnete Gruppen finanziert und zu schweren Menschenrechtsverletzungen beigetragen.

Wofür werden Konfliktmineralien in der Praxis verwendet?

Ihre Einsatzgebiete erstrecken sich über nahezu jede moderne Industrie:

  • Elektronik: Zinn wird zum Löten von Bauteilen auf Leiterplatten eingesetzt; Tantal findet Verwendung in Kondensatoren für Smartphones und Laptops; Gold sorgt für Leitfähigkeit und Korrosionsbeständigkeit in hochpräzisen Geräten.
  • Automobilindustrie: Wolfram wird zur Härtung von Werkzeugen und Komponenten in Motoren und Sicherheitssystemen genutzt; Gold und Zinn kommen in Steckverbindern und elektronischen Steuergeräten vor.
  • Medizintechnik: Von implantierbaren Elektroniksystemen bis zu Diagnosegeräten sorgen 3TG für hohe Zuverlässigkeit und Langlebigkeit unter strengen Leistungsanforderungen.
  • Industriemaschinen und Luft- und Raumfahrt: Die Festigkeit und Hitzebeständigkeit von Wolfram machen es unersetzlich für Turbinen, Schneidwerkzeuge und andere Hochbelastungsanwendungen.

Angesichts ihres breiten Einsatzes sind 3TG tief in globalen Lieferketten verankert. Für international tätige Unternehmen ist die Identifizierung dieser Materialien ein entscheidender Schritt hin zu Conflict Minerals Compliance und der Ausrichtung an Prinzipien der verantwortungsvollen Beschaffung. Ohne geeignete Rückverfolgbarkeit riskieren Firmen ungewollte Verbindungen zu unethischen Praktiken, Nicht-Einhaltung von Vorschriften und Reputationsschäden.

Luwowo-Coltan-Mine bei Rubaya, Nord-Kivu – zertifiziert als konfliktfrei nach dem CIRGL-RDC-System. Coltan (Kurzform für Columbit-Tantalit) ist die wichtigste Quelle für Tantal, das in elektronischen Kondensatoren verwendet wird.


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Compliance-Herausforderungen: Wichtige Vorschriften und geschäftliche Auswirkungen

Die Compliance im Bereich Konfliktmineralien wird von einem komplexen und sich ständig weiterentwickelnden regulatorischen Umfeld geprägt. Unternehmen, die Produkte herstellen oder in Auftrag geben, welche 3TG (Zinn, Wolfram, Tantal und Gold) enthalten und für die Funktion oder Produktion dieser Produkte notwendig sind, müssen sich in mehreren gesetzlichen Rahmenwerken zurechtfinden – jeweils mit eigenen Berichtspflichten, Anforderungen an die Sorgfaltspflicht und Vorgaben zum Risikomanagement in der Lieferkette.

Dodd-Frank Act Section 1502

In den Vereinigten Staaten wird die Conflict Minerals Compliance hauptsächlich durch Section 1502 des Dodd-Frank Act geregelt. Unternehmen, die bei der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) registriert sind – einschließlich ausländischer Emittenten – müssen feststellen, ob in ihren Produkten verwendete 3TG (Zinn, Wolfram, Tantal und Gold) aus der Demokratischen Republik Kongo oder angrenzenden Ländern stammen (zusammengefasst als „Covered Countries“).

Ist dies der Fall, müssen sie eine sogenannte Reasonable Country of Origin Inquiry (RCOI) durchführen und – falls zutreffend – einen detaillierten Conflict Minerals Report bei der SEC einreichen. Diese Berichte beschreiben den Sorgfaltspflicht-Prozess des Unternehmens nach dem Fünf-Schritte-Framework der OECD-Leitlinien und erläutern Maßnahmen zur Gewährleistung einer verantwortungsvollen Beschaffung.

Während die grundlegenden Offenlegungspflichten weiterhin bestehen, wurde die Durchsetzung der „DRC conflict free“-Deklaration seit 2017 gelockert. Dennoch sind Unternehmen verpflichtet, genaue und fristgerechte Berichte einzureichen.

EU-Konfliktmineralien-Verordnung

Seit 2021 legt die EU-Konfliktmineralien-Verordnung direkte Pflichten für EU-Importeure von 3TG (Zinn, Wolfram, Tantal und Gold) in Rohform oder halbverarbeiteter Form fest, sofern festgelegte Mengenschwellen überschritten werden. Anders als die US-amerikanische Regelung gilt sie weltweit für alle Konflikt- und Hochrisikogebiete (CAHRA) und schreibt Drittanbieter-Audits für Schmelzbetriebe und Raffinerien vor.

Importeure müssen Risiken in der Lieferkette bewerten, bei Bedarf Korrekturmaßnahmen umsetzen und transparente Informationen dokumentieren, um ihre Compliance gegenüber der zuständigen nationalen Behörde jährlich nachzuweisen.

Über gesetzliche Verpflichtungen hinaus

Zusätzlich zu diesen verbindlichen Vorschriften stehen viele Unternehmen unter wachsendem Druck von Kunden, Investoren und internen ESG-Initiativen, freiwillige Programme zu Konfliktmineralien umzusetzen. Stakeholder erwarten nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Compliance-Pflichten, sondern auch ein proaktives Engagement für verantwortungsvolle Beschaffung und Transparenz in der Lieferkette.

Dies erfordert klar strukturierte Sorgfaltspflicht-Prozesse im Einklang mit den OECD-Leitlinien, eindeutige interne Zuständigkeiten sowie skalierbare Tools für die Lieferantenkommunikation und das Risikomonitoring. Ohne diese Grundlagen wird es für Organisationen schwierig, mit regulatorischen Änderungen und steigenden Markterwartungen Schritt zu halten.


Berichtslücke: 62 % können Herkunft von 3TG nicht verifizieren

Aktuelle Zahlen bestätigen, wie komplex die Berichterstattung zu Konfliktmineralien in der Praxis bleibt:

Laut einem Bericht des U.S. Government Accountability Office (GAO) vom Oktober 2024 gaben rund 63 % der Unternehmen, die im Jahr 2023 einen Conflict Minerals Report eingereicht haben, an, dass ihre 3TG möglicherweise aus den „Covered Countries“ stammen.

Doch selbst nach Durchführung der erforderlichen Sorgfaltspflichten konnten 62 % dieser Unternehmen die tatsächliche Herkunft der Mineralien nicht eindeutig bestimmen.

Effizientes Management des 3TG-Reportings

Für viele Unternehmen ist der erste Schritt zur Conflict Minerals Compliance das Verständnis darüber, welche Informationen gemeldet werden müssen – und wie. Das am weitesten verbreitete Werkzeug dafür ist das Conflict Minerals Reporting Template (CMRT), entwickelt von der Responsible Minerals Initiative (RMI). Diese wird jährlich aktualisiert, um Änderungen wie neue Schmelzer-IDs, überarbeitete Audit-Programm-Status und Formatverbesserungen zu berücksichtigen.

Die CMRT bietet einen standardisierten Rahmen zur Erfassung, Organisation und Weitergabe von Daten zur Beschaffung von 3TG innerhalb globaler Lieferketten und ist darauf ausgelegt, mit dem Fünf-Schritte-Framework der OECD-Leitlinien zur Sorgfaltspflicht übereinzustimmen.

Bei der Verwendung der CMRT müssen Unternehmen von ihren Lieferanten Informationen einholen – darunter, ob die verwendeten Materialien 3TG enthalten, welche Schmelzbetriebe oder Raffinerien beteiligt sind und ob diese von anerkannten Auditprogrammen zertifiziert sind. Best Practice ist der Abgleich der Schmelzer- und Raffinerie-IDs mit der RMI Conformant Smelter List oder gleichwertigen Datenbanken, um den Audit-Status zu prüfen und potenzielle Hochrisikoquellen zu identifizieren.

Doch das Sammeln von Lieferantenantworten ist nur ein Teil des Prozesses. Die bereitgestellten Informationen müssen auch auf Vollständigkeit, Konsistenz und Plausibilität validiert werden – insbesondere bei der Erstellung prüfungsreifer Dokumentationen für Behörden, Kunden oder interne Audits.

Zentrale Herausforderungen in diesem Prozess sind:

  • Sicherstellung hoher Rücklaufquoten von Lieferanten
  • Identifizierung und Schließung von Datenlücken oder Inkonsistenzen
  • Rückverfolgung von Materialien über mehrstufige Lieferketten
  • Einhaltung sich entwickelnder Berichtsstandards (einschließlich anderer RMI-Templates wie desExtended Minerals Reporting Template – EMRT – für Rohstoffe wie Kobalt, Glimmer oder Lithium)

Für Unternehmen, die neu von Regelungen betroffen sind oder ihren Compliance-Umfang erweitern, ist es entscheidend, interne Prozesse aufzubauen, die skalierbar sind – nicht nur für heutige Berichtspflichten, sondern auch für künftige Anforderungen. Strukturiertes Reporting mit Tools wie der CMRT sorgt für Vergleichbarkeit, Transparenz und Bereitschaft für formale Offenlegungen, einschließlich Berichten an die SEC oder Anfragen von EU-Behörden.


Wie IPOINT effizientes Responsible Sourcing ermöglicht

Das Management von Konfliktmineralien-Daten über komplexe, mehrstufige Lieferketten hinweg ist eine anspruchsvolle Aufgabe – insbesondere, wenn Genauigkeit, Skalierbarkeit und Prüfungsbereitschaft unverzichtbar sind. Die IPOINTConflict Minerals Software wurde genau für diese Herausforderungen entwickelt: Sie automatisiert und standardisiert den gesamten Berichtsprozess.

Die Lösung unterstützt den Einsatz von branchenüblichen Vorlagen wie der Conflict Minerals Reporting Template (CMRT), die von der Responsible Minerals Initiative (RMI) entwickelt wird. So wird eine strukturierte Kommunikation mit Lieferanten, eine konsistente Datenvalidierung und vollständige Rückverfolgbarkeit in der gesamten Reporting-Kette gewährleistet.

Mit IPOINT Conflict Minerals profitieren Unternehmen von:

  • Automatisierten CMRT-Workflows: Lieferantenerklärungen effizient sammeln, validieren und verwalten – alles in einem zentralen System.
  • Integrierter Lieferantenkommunikation: Antworten nachverfolgen, Erinnerungen senden und Rücklaufquoten ohne manuellen Aufwand steigern.
  • Integrierter Risikoanalyse: Hochrisiko-Schmelzbetriebe und Raffinerien kennzeichnen, Daten visualisieren und mühelos Audit-Vorbereitungen treffen.
  • Prüfungsreifer Dokumentation: Konsistente, nachvollziehbare Berichte erstellen, die mit US- und EU-Vorschriften im Einklang stehen.
  • Systemintegration: Einfache Anbindung an ERP- und PLM-Umgebungen, um Compliance direkt in bestehende Prozesse zu integrieren.

Ganz gleich, ob Sie Ihren ersten Berichtszyklus durchlaufen oder ein globales Compliance-Programm skalieren – IPOINT bietet die digitale Grundlage für ein zuverlässiges, zukunftssicheres Management von Konfliktmineralien.

Von der Compliance-Pflicht zum strategischen Vorteil

Die Compliance bei Konfliktmineralien mag mit gesetzlichen Vorgaben beginnen – doch vorausschauende Unternehmen nutzen sie, um etwas Größeres aufzubauen: Vertrauen, Transparenz und langfristige Resilienz in der Lieferkette. Die Werkzeuge sind vorhanden, die Rahmenwerke klar definiert. Der entscheidende Unterschied liegt darin, wie konsequent und proaktiv sie angewendet werden – als Teil eines umfassenderen Engagements für Responsible und nachhaltiges Sourcing.