Nachhaltigkeit in der Diskreten Fertigung: Erfassen, Analysieren, Berichten und Optimieren. Ist Sustainability die neue Compliance?
Was die Europäische Union mit ihrer Reform der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) von Unternehmen bezwecken will, liegt klar auf der Hand: Es darf und kann keine Unternehmen mehr geben, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschließen und ohne eine nachvollziehbare Strategie zur Verbesserung ihrer Produkte sowie deren Herstellung am Markt tummeln.
Es soll nicht mehr nur um der Berichte Willen reportet werden, sondern es geht darum, valide und vergleichbare Zahlen aus den Bereichen Umwelt, Sozialem und Corporate Governance vorzulegen. Zahlen, die belastbare Auskunft über den realen Zustand von Produkt und Unternehmen geben und Veränderungen zeigen, Tendenzen erkennen lassen und beweisen, dass die entsprechenden Maßnahmen zielführend sind.
Klimaneutral zu produzieren, die Produkte auf ihren Umwelteinfluss zu überprüfen, das haben sich einige Unternehmen und Konzerne auf die Fahnen geschrieben und forcieren ihre Bemühungen auf ein Ziel ähnlich der EU in den kommenden Jahren hin: 2035, 2040 oder 2050. Egal wann das Ziel erreicht werden soll: Es sind ambitionierte Ziele, die nur erreichbar sind, wenn Entscheidungen diesbezüglich auf belastbaren Daten basieren: Data-driven Decisions.
Zum Beispiel Ford: Das Unternehmen hat sich eindeutige Ziele in den einzelnen Bereichen Klima, Abfall (z.B. Single-use Plastics auf Null bis 2030), Luft (Nullemissionen), Energie (100% CO2-frei bis 2035), Wasser etc. gesetzt. Bis spätestens 2050 will Ford CO2-neutral zu sein.
Ford hat seine Wesentlichkeitsanalyse für das Jahr 2023 in Übereinstimmung mit den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) durchgeführt und dabei die neuen Leitlinien von GRI sowie die vorgeschlagene europäische Regelung CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) berücksichtigt.
Nachhaltigkeitsbestrebungen sind in den unternehmenseigenen Richtlinien berücksichtigt und aufgelistet und werden mit ständigen Fortschritts- und Entwicklungsüberprüfung beobachtet. Dazu gehören bei Ford die Verantwortungsbereiche für Klimawandel, Abfall, Luft, Energie, Wasser, Materialien, Sicherheit, Menschenrechte, Diversität, Gleichheit und Inklusion sowie das Ford-eigene Ziel, den Zugang zu Mobilität.
Um das eigene Ziel, spätestens bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein, zu erreichen, fokussiert sich der Konzern maßgeblich auf drei Bereiche, die für 95% der Emissionen verantwortlich sind: Auf die eigenen hergestellten Fahrzeuge, die dazugehörenden Geschäftstätigkeiten und die Betrachtung der gesamten Lieferkette.
Ein Fahrzeug besteht aus rund 75% Metallen, 17% Kunststoffen, 4% Flüssigkeiten, 3% elektronischen Komponenten und 1% restlicher, unterschiedlicher Werkstoffe. Während bei den Metallen bereits 95% aufbereitetes, also recyceltes Material zum Einsatz kommt, bietet der Materialbereich der Kunststoffe ein großes Potential für die Wiederverwendbarkeit von Werkstoffen und somit zur Minderung der CO2-Umweltschädlichkeit: Denn wiederverwendete Materialien bedeuten i.d.R. weniger Treibhausgase, einschließlich CO2, die bei Neuerstellung anfallen und emittiert würden.
Welches Potential in der Betrachtung von wiederverwendbaren Werkstoffen steckt, zeigt eine mögliche Quote von 10 bis 20% Recyclingstoffen, bei einem Durchschnittsvorkommen von rund 280kg Kunststoff pro PKW.
Ob Reporting oder Optimierung – der erste Schritt ist das Sammeln von relevanten und belastbaren Daten. Ein Schritt, bei dem iPoint klassisch sein Potential ausspielt und mit seinen Compliance-Produkten die notwendigen Prozesse verlässlich abbildet und Daten nachvollziehbar aufbereitet.
Nehmen wir die Sammlung aller Informationen über die in den Fahrzeugen, in den Werken und Nachmärkten verwendeten Materialien und Stoffe. Eine enge Anbindung an das Internationale Material-Daten-System (IMDS) und die B2B-Verwaltung für Lieferanten (z.B. Dokumentation von RoHS, REACH, ELV...) helfen nicht nur die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten, sondern liefern auch wertvolle Informationen über den jeweiligen Anteil recycelter Materialien, wie er detaillierter in der von der EU-Kommission vorgelegten Verordnung für das Recycling von Fahrzeugen vorgesehen ist.
Die Berichterstattung über die Einhaltung verschiedener aktueller, aber auch zukünftiger Vorschriften und Weiterentwicklungen von REACH, SVHC (inkl. Ablaufdaten), ELV und Annex II Ausnahmen, EPA, OSHA, GHS, GHG usw. wird über iPoints Software zuverlässig verwaltet und ausgeliefert.
In der Analyse geht es u.a. darum, herauszufinden, welches die nächsten Entscheidungen sind, die für eine positive Entwicklung zur Zielerreichung notwendig sind. Dafür ist es wichtig, die richtigen Daten zu analysieren und in einen Zusammenhang zu bringen, der letztlich eine Entscheidungsfindung möglich macht – aufgrund von validen Daten, Fakten und Zahlen.
Durch IMDS und die Unterstützung von iPoint Software kann herausgefunden werden, wo recycelte Inhaltsstoffe in jedem einzelnen Fahrzeug enthalten sind und welche Arten verwendet werden. Zusammengestellt auf einem Dashboard vereinfachen diese Daten die Analyse. Da die Materialspezifikationen die Mengen an recycelten Inhaltsstoffen beinhalten, kann das Team sicherstellen, dass alle Inhaltsstoffe in den Systemen gemeldet werden (IMDS, iPoint Compliance...).
Grundlegende Bewertungen, um fundierte, realistische und somit erreichbare Ziele festzulegen oder um fortlaufende Aktualisierungen der bereits gestarteten Umsetzungen darzustellen, können über Dashboards übersichtlich zusammengefasst und präsentiert werden. Dies hilft dabei, dass innerhalb der Fahrzeugprogramme und letztlich für das gesamte Unternehmen die gesetzten Ziele rechtzeitig und innerhalb der einzuhaltenden Rahmen (z.B. Budgets, Werkstoffeinsatz etc.) erreicht werden können.
Regionale Analysen sind aufgrund unterschiedlicher Recyclingumgebungen und der lokalen Verfügbarkeit von Rohstoffen ein wichtiger Bestandteil dieser Übersicht. Ebenfalls können so sowohl Post-Consumer- als auch Post-Industrial-Rezyklate verfolgt werden. Auch die Abbildung unterschiedlicher Produktlinien ist so umsetzbar. Eine Aufschlüsselung nach Materialtypen und nach Programmanagement-Teams (z.B. Innenausstattung, Außenausstattung, Elektrik, etc.) vereinfacht die Verwaltung und sorgt für Transparenz z.B. für den Fahrzeugprogammleiter.
Eine exportierbare Teileliste mit Lieferinformationen kann dabei helfen, den Status des recycelten Inhaltes in jedem Teil und/oder in jeder Spezifikation zu finden. Darauf basierend kann mit dem Lieferanten zusammen daran gearbeitet werden, den Anteil der recycelten Komponenten zu erhöhen oder zu ändern. Natürlich ist es nur konsequent, diese Daten ebenfalls über Lifecycle Assessments (LCA) zu erheben, die gerade für die Berechnung von ökologischen Fußabdrücken (z.B. Carbon Footprints) mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. iPoint Product Sustainability erlaubt es, PCF-Berechnungen an großen Stückzahlen mit generischen Modellen durchzuführen und mittels Gegenüberstellung von Alternativ-Werkstofflisten Einsparpotentiale zu identifizieren. Die Anbindung an IMDS sowie der hohe Automatisierungsgrad durch Machine Learning machen den Einsatz der iPoint Software hoch effizient, gerade für komplexe Produkte.
Die datengestützte Entscheidungsfindung bietet eindeutige Vorteile für unterschiedliche Abteilungen und Nutzer innerhalb und außerhalb des Unternehmens. So werden Entscheidungen fundiert auf der Grundlage solider, aussagekräftiger und präziser Daten für die Zielsetzung, die Budgetzuweisung, die Materialauswahl, die technische Konstruktion und Fertigung getroffen, die sich in den Zahlen des CO2-Emissionsberichts wiederfinden.
Die laufenden und belastbaren Prüfungen, wie sie für die CSRD verlangt werden, sind ein Teil dieses Prozesses und daher integrierbar. In diesem Betrachtung fließen (Produkt)-Compliance- und Sustainability-Daten zusammen und geben eine valide Momentaufnahme des Unternehmens, seiner Produkte und der jeweiligen Umwelteinflüsse. Eine Aufnahme, die Auskunft gibt, wie und wo diese Einflüsse positiv verändert werden können. Letztlich ist ein transparentes Daten-Management über die gesamte Zulieferkette hinweg der Schlüssel zu einer schlüssigen Analyse mit Echtdaten.