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Für die CO2-Bilanz von der Kostenrechnung lernen

Geschrieben von ifu Hamburg | 02/07/2018

Eine Ökobilanz  oder Life Cycle Assessment (LCA) ist vereinfacht ausgedrückt eine Aufgabe, die alle umweltrelevanten Auswirkungen eines Verfahrens oder eines Produkts aufzeigt. Eine schwierige und komplexe Aufgabe. Warum ist sie so komplex? In erster Linie, weil die Umwelt auf vielfältige Weise geschädigt werden kann und weil Emissionen über multiple Wirkungsebenen verfügen können. Eine herkömmliche Lebenszyklusanalyse konzentriert sich auf sechs unterschiedliche Ziele oder Bereiche des Umweltschutzes, die es zu berücksichtigen gilt. Dazu gehören: Der Treibhauseffekt, das Ozonloch, Eutrophierung (Überdüngung), Lärmbelästigung, Öko- und Humantoxizität. Die Einbeziehung dieser sechs Aspekte in eine einzige Analyse erfordert eine fundierte Expertise sowie  professionelle LCA-Tools. Die Komplexität einer LCA kann jedoch drastisch verringert werden, indem man die Analyse auf eine einzelne Umweltauswirkung beschränkt. Genau das ist beim CO2-Fußabdruck bzw. einer CO2-Bilanz möglich: Eine reduzierte Lebenszyklusanalyse, die ausschließlich klimarelevante Emissionen beurteilt.

Indem die Komplexität von Lebenszyklusanalysen auf eine einzige Wirkungsebene reduziert wird, gewinnt das Lebenszyklusdenken eine größere praktische Relevanz. Dies ist auch der Grund, warum vollständige LCAs offenbar weiterhin auf dem akademischen Sektor vorherrschen, während CO2-Bilanzen mittlerweile großflächig Einzug in den Unternehmen gehalten haben.

Lebenszyklusdenken für Praktiker: Berechnung eines einzelnen Fußabdrucks (Single Score Footprinting)

Das Ergebnis der CO2-Bilanz besteht, egal ob es um Unternehmen, Prozesse oder Produkte geht, aus einer Zahl. So kann ein einziger Wert mit anderen verglichen werden. Solange man bei der Berechnung der CO2-Bilanz einer einheitlichen Methodik folgt, wie etwa der ISO-Norm 14067, ist dieser Einzelwert sehr aussagekräftig. Die CO2-Bilanz von Produkten, die den CO2-Fußabdruck für eine einzige funktionale Einheit, sprich für ein Produkt, angeben, bergen ein riesiges Potenzial für Kunden bei der Kaufentscheidung. Sie können anhand des Fußabdrucks Produkte vergleichen und sich so für das umweltfreundlichere entscheiden.

Vergleichbare Ergebnisse sind zwar gut, aber nicht der einzige Vorteil des „Single Score Footprinting“. Der Experte für Industrial Ecology Prof. Dr. Mario Schmidt vertritt die Ansicht, dass konventionelle Kostenrechnungsverfahren sehr einfach auf Footprinting-Analysen übertragen werden können. Wie soll das funktionieren? Nachfolgend haben wir es kurz für Sie zusammengefasst.

CO2-Bilanz: Akkumuliert alle Treibhausgas-Emissionen

In einem vielschichtigen Produktionssystem besteht der Herstellungsprozess aus zahlreichen Teilprozessen. Jeder Teilprozess „erbt“ Kohlenstoffemissionen von seinem Vorgängerprozess und generiert darüber hinaus weitere direkte Emissionen. Das Endprodukt, das ein Ergebnis aller vorangegangenen Schritte des Herstellungsprozesses ist, besitzt deren akkumulierte THG-Emissionen.

Bei der bildlichen Darstellung folgen Treibhausgasemissionen für gewöhnlich dem Muster eines in die Luft zeigenden Pfeils, da man sich vorstellt, dass das z. B. Kohlendioxid auf diese Weise in die Atmosphäre eindringt. Auf dem folgenden Sankey-Diagramm sehen wir jedoch eine in die entgegengesetzte Richtung zeigende Darstellung der Emissionen: Kohlenstoffäquivalente Emissionen zeigen nach unten, in den Prozess hinein. Die Logik hinter dieser Darstellung ist klar: Emissionen sind akkumulierbar. Erinnern Sie sich? Akkumulierte THG-Emissionen.