Vera Schürmann ist geschäftsführende Gesellschafterin von Arcanum Energy. Als Dienstleister, Berater und Partner, bietet Arcanum maßgeschneiderte Strategien und Geschäftsmodelle in den Bereichen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Landwirtschaft mit Fokus auf Strom, Gas und CO2-Minderung an. Das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Unna hat 2015 ein erstes Energieeffizienz-Netzwerk ins Leben gerufen.
Frau Schürmann hat die Gründung und Betreuung der Netzwerke begleitet und spricht im Interview über Bedeutung, als auch über die Chancen und Herausforderungen von Energieeffizienz-Netzwerken.
Sie betreuen ja bereits mehrere Energieeffizienz-Netzwerke. Wie sind sie damals zu dem Thema gekommen?
Arcanum Energy arbeitet seit jeher eng mit Energieversorgern und Stadtwerken zusammen. Ein Energieeffizienz-Netzwerk ist für einen Energieversorger ein geeignetes Instrument, um sich langfristig mit Kunden zu verbinden. Im Zuge dessen hat Arcanum Energy als Dienstleister im Bereich der Erneuerbaren Energien das gr-EEN|Konzept (Energieeffizienz-Netzwerke) für diese ursprüngliche Zielgruppe entwickelt. Mittlerweile wird das Konzept auch außerhalb der Kundengruppe verwendet.
Es gibt deutschlandweit sehr viele Energieeffizienz-Netzwerke. Was zeichnet Sie dort aus?
Aktuell sind in Deutschland rund 1.300 Unternehmen in 128 moderierten Netzwerken unter dem Dach der Initiative Energieeffizienz Netzwerke aktiv, die von der Bundesregierung und 22 Wirtschaftsverbänden gefördert wird.
Bei der Initiierung des Netzwerkes hat die Netzwerkarbeit zunächst die selbstverständliche Funktion der Vernetzung der teilnehmenden Unternehmen. Es gilt, eine Vertrauensbasis zu schaffen, in der offen über Erfolge und Herausforderungen gesprochen werden kann.
Arcanum Energy unterstützt die Netzwerkarbeit dabei mit dem gr-EEN|Konzept: Kern des Dienstleistungskonzepts ist die eigens von Arcanum Energy entwickelte Online-Plattform. Dabei handelt es sich um eine Plattform zur Unterstützung der inhaltlichen und organisatorischen Abwicklung, zur Vernetzung der Teilnehmer sowie für das Monitoring von Energieeffizienz-Maßnahmen. Die Funktionen der Plattform sind auf die verschiedenen Rollen des Netzwerkes angepasst und so ausgerichtet, den Netzwerkablauf effizient zu gestalten. Die netzwerkübergreifende Darstellung von Best-Practice-Maßnahmen verstärkt den Erfahrungsaustausch. So kann sich die gemeinsame Arbeit eines Netzwerkes auf die wesentlichen Themenschwerpunkte konzentrieren. Die Plattform ist als digitales Verwaltungstool der Netzwerkarbeit gedacht, sodass die Teilnehmer kein eigenes System aufbauen müssen, sondern direkt mit der Netzwerkarbeit beginnen können. Gleichzeitig erfüllt die Plattform alle Anforderungen der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke.
Können Sie ein Beispiel nennen, in dem relevante Einsparungen vorgenommen werden konnten?
Im Netzwerk gr-EEN | Westfalen-Ruhr mit neun regionalen Unternehmen haben wir uns ein Einsparziel von insgesamt 9.437 MWh und 3.054 Tonnen CO2 bis 2019 gesetzt. Das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen CO2-Ausstoß von 300 Bundesbürgern oder der Gesamtmenge des Treibhausgases CO2, die drei Quadratkilometer Wald pro Jahr binden können. Durch den Ersatz von Wärmepumpen durch Hocheffizienzpumpen, die Modernisierung von Gebäuden, die Umrüstung auf LED-Beleuchtung und eine bedarfsgerechte Kälteerzeugung sind Einsparungen von einigen tausend MWh geplant. Daneben haben wir im Netzwerk anlässlich des Themas Drucklufttechnik das Druckluftleckage-Management der Unternehmen betrachtet sowie die Erneuerung gesteuerter Kompressoren fokussiert, womit wir Einsparungen von etwa 500 MWh erreichen möchten. Weiterhin werden große Einsparungen von mehreren tausend MWh durch die Nutzung von Abwärme in Produktionsprozessen bis 2019 verfolgt.
Welche Herausforderungen gibt es für die Unternehmen in den Netzwerken?
Die größte Herausforderung ist die anfängliche Skepsis gegenüber dem Format. Die Skepsis bezieht sich oft auf den Nutzen-Aufwand, der nicht generell quantifizierbar ist, oder darauf, welche Vorteile es bringt, sich mit branchenfremden Unternehmen zu vernetzen. Da hört man Fragen wie: „Wer ist denn dabei?“ oder „Was kann ich denn vom benachbarten Unternehmen lernen?“. Wir haben gemerkt, dass wir die Energieeffizienz-Netzwerke erst gut erklären müssen, um ihren Nutzen zu vermitteln.
Was unterscheidet die Energie- von den Ressourceneffizienz-Netzwerken?
Unser Ansatz ist das Thema Energie und Energieeffizienz um weitere Themen zu ergänzen. Diese sollten unserer Ansicht nach zukünftig mit der Ressourceneffizienz verknüpft werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass bereits viele Unternehmen erfolgreich Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt haben, ist es folgerichtig, den Ressourceneinsatz im Unternehmen zu betrachten und ganzheitlich mit einzubeziehen. Gleichzeitig sorgt diese Verknüpfung für eine optimale Vorbereitung auf Thematik wie „Industrie 4.0“ und Prozessdigitalisierungen. Durch die Prozessvisualisierung im Energie- und Ressourceneffizienznetzwerk wird hierfür der Grundstein gelegt.
Vielen Dank Frau Schürmann!
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